Contemporary Russian composer Rodion Shchedrin is regarded as one of the principal successors of Prokofiev and Shostakovich. This programme focuses on his Concerto Cantabile for violin and string orchestra which Shchedrin wrote for the brilliant young Siberian virtuoso Maxim Vengerov. There is film of the first performance of the piece featuring the Tonhalle Orchestra conducted by Mariss Jansons. Also included are an excerpt from Shchedrin’s Piano Concerto No. 4 with Olli Mustonen as soloist, and extracts from a concert of his camber music with performances from the composer himself and Frans Helmerson. Shchedrin is again seen at the grand piano playing his Homage to Chopin with Chick Corea, Paul Gulda and the late Nicolas Economou. As well as interviews with Shchedrin, there are contributions from his wife, Prima Ballerina Assoluta Maya Plissetskaya, Lorin Maazel and Mischa Maisky.
Film about the russian composer Rodion Shchedrin and the premiere of his violin concerto „Concerto Cantabile“ in Zurich in 1998 with violonist Maxim VENGOROV and conducted by Mariss JANSONS.
REVIEWS
NEUE ZÜRCHER ZEITUNG (Alfred Zimmerlin) 15. Oktober 2000
Er ist ein Russe, durch und durch, mit Pathos und Stolz. Das ist aus allen Aussagen des Komponisten Rodion Schtschedrin herauszuhören, zum Beispiel: «Musik ist das Einzige, was uns verständlich macht, warum wir sterben müssen und warum es den Himmel, Tag und Nacht, Sommer und Winter gibt. Nur Musik ist in der Lage, dies zu erklären; sie erläutert dir beständig, warum du auf dieser Erde bist.» Oder: «Musik, gute Musik, klassische Musik ist in der Lage, die Seele zu erziehen, so dass das Wesen nicht so aggressiv ist. Wir müssen unsere Seele wirklich erziehen.» Russisch feierlich, mitunter fratzenhaft, emotionell ganz reich klingt auch Schtschedrins Musik – gleich zu Beginn des für die Rubrik «Klanghotel» programmierten Porträtfilmes von Georges Gachot. Man spürt eine elektrisierende Atmosphäre, denn es geht um die Uraufführung eines neuen Violinkonzerts mit ganz grossen Interpreten. Stattgefunden hat sie im Juli 1998 in der Zürcher Tonhalle im Rahmen der Zürcher Festspiele. Solist war der Geiger Maxim Vengerov, und das Tonhalle-Orchester Zürich wurde von Mariss Jansons dirigiert.
Das «Concerto Cantabile» sei gleichsam eine ganze Lebensgeschichte, sagt Vengerov. Und Schtschedrin selber nennt es ein «Tagebuch meiner Gefühle». Damit steht er in einer Traditionslinie mit Tschaikowsky, Prokofjew, Schostakowitsch. Die Linie ist aus seiner Musik mehr als deutlich herauszuhören. Schtschedrin hat das Werk 1997 dem phantastischen Geiger gleichsam auf den Leib komponiert. Es sei das erste Mal, dass ein so grosser Komponist für ihn geschrieben habe, meint Vengerov. Er habe schon gespürt, dass es ein besonderes Werk sei, als er die ersten Noten sah. Schtschedrin mache phantastische technische Dinge, die er speziell wegen seiner Fähigkeiten schrieb. Vor allem der Gesang mit seinen endlosen Linien und einem unglaublichen Farbenreichtum liegt diesem Geiger, der gerade dafür schier unendliche Gestaltungsmittel zur Verfügung zu haben scheint. Vengerov stellt fest, dass er noch nie zuvor ein so schweres Stück für die rechte, den Bogen führende Hand gespielt habe. Und man müsse dafür eine enorme geistige Kraft mobilisieren. Dass er dies tut, merkt man; er spielt das enorm schwierige Werk bereits anlässlich der Uraufführung auswendig und mit einem unglaublichen Engagement. Ebenso wird aus den kurzen Filmsequenzen, in welchen Vengerov und Jansons in Proben mit dem Orchester zu sehen sind, sofort deutlich, wie genau die Vorstellung des Dirigenten von der Partitur ist und welch tiefen Zugang der in St. Petersburg gross gewordene Lette zu dieser Musik hat. Das sind eindrückliche Momente.
Die erste Viertelstunde von Gachots Film ist stark. Aus der Musik des «Concerto Cantabile» erfährt man mehr über den Komponisten als aus allen Aussagen über ihn, die später im Film gemacht werden. Und vielleicht wirkt diese Musik so souverän, weil Schtschedrin hier Virtuosenmusik nicht für sein eigentliches Instrument, das Klavier, komponiert hat, sondern für die ihm ferner liegende Violine. Im Wissen darum, dass der Solistenpart von einem Ausnahmemusiker gespielt werden wird. In dieser ersten Viertelstunde werden auch die meisten wirklich spannenden Aussagen über Schtschedrin und seine Musik gemacht. Danach rutscht der Film eher in die üblichen Muster eines Komponistenporträts.Die Biographie des 1932 geborenen Komponisten wird kurz resümiert, mit anregenden Anekdoten gewürzt. Häppchenweise wird dann das Publikum mit Musik des Russen bekannt gemacht. Man sieht ihn selber als Pianisten auftreten, mit seinem «Basso Ostinato» von 1960 oder – zusammen mit Nicolas Economu, Paul Gulda und Chick Corea – in der «Hommage à Chopin» (1983) für vier Klaviere. Ein Ausschnitt des vierten Klavierkonzerts (1991) wird mit Olli Mustonen gezeigt, ein Ausschnitt der Cellosonate 1996 mit Frans Helmerson und dem Komponisten am Klavier. Selbstverständlich wird die Bedeutung Schtschedrins als wichtiger Ballettkomponist unterstrichen, denn gerade dazu hat er eine besondere Beziehung: Er ist mit der Ballerina Maya Plissetskaya verheiratet, und sie hat meist seine grossen Werke wie «Anna Karenina», «Carmen-Suite», «Die Dame mit dem Hündchen», «Die Möwe» uraufgeführt.
Die Ausschnitte regen an, sich nach dem Violinkonzert ausführlicher mit dem Komponisten auseinanderzusetzen. Weniger verständlich ist, warum zwei-, dreimal Lorin Maazel Nichtssagendes zum Besten geben muss. Intelligenter ist, was Mischa Maisky zu sagen hat. Aber für den Film nötig? Am Ende kehrt Gachot zum «Concerto Cantabile» zurück, zur Uraufführung in der Zürcher Tonhalle. Sofort ist die Faszination wieder da. Gerne würde man davon noch mehr sehen.